5.1.2 Demokratisierung
MitarbeiterInnen und Studierende beteiligen sich kaum am Entscheidungsprozess in Ausbildung und Verwaltung, die Arbeit des Managements ist wenig effektiv. Selbstverwaltung in Hochschulen, Kommunen, sozialen Einrichtungen usf. ist Neuland; demokratische Entscheidungsfindung erfordert Regeln, ein Umdenken und Umlernen des Personals, die Entwicklung eines Rechtsbewußtseins. Partizipation und Mitbestimmung - wichtige Ziele des Projekts - müssten im Studium geübt werden. Die Voraussetzungen sind schlecht, die historische Entwicklung in Russland kennt Demokratie auch auf untersten Ebenen praktisch nicht. Die Verwaltungen haben wenig Interesse, ihre Allmacht durch Mitspracherechte von Bürgern oder Vereinen einschränken zu lassen. Die Gerichtsbarkeit ist weit von demokratischen Standards entfernt; Verwaltungsgerichte oder andere spezielle Gerichte sind weitgehend unbekannt. Die Grundrechte spielen eine geringe Rolle, auch im Bewusstsein der Bevölkerung. Grundsätzlich scheint Russland für eine weitgehende Demokratisierung nicht reif; vielleicht entwickelt Russland einen anderen Staats mit einer Art gelenkten, mehr oder weniger autoritären Staats- und Regierungsform mit demokratischen Scheinelementen.
Interdisziplinarität: Im Studium Sozialarbeit wirken viele Disziplinen zusammen; neue Veranstaltungsformen, die Zusammenarbeit mit VertreterInnen der Praxis, Teamwork, der Einsatz neuer Medien usf. mit Folgen für die Curricula kann in der Kooperation mit ausländischen Hochschulen ausprobiert werden. Einige gelungene Formen wurden im Verlauf der Projektarbeit etabliert wie die "Sozialklinik", die Zusammenarbeit im Schwerpunkt Vollzug mit dem Verein "Vertikale", verschiedene Hospitationen russischer Studierender und Lehrender in Deutschland (Alten-, Behinderten-, Drogenarbeit, Hospiz, Kinderschutz, Vollzug u.a.). Bemerkenswert ist, wie schnell russ. Kolleginnen neue Methoden lernen und auf ihre Verhältnisse anwenden. -  Ob und wieweit sich diese Vorformen demokratischer Willensbildung erhalten oder gar ausdehnen, wird die Zukunft erweisen. Wie es aussieht, haben die Machthaber im Kreml wenig Interesse an der Entwicklung von NGO's, betrachten sie eher als störend.