MitarbeiterInnen
und Studierende beteiligen sich kaum am Entscheidungsprozess
in Ausbildung und Verwaltung, die Arbeit des Managements ist wenig effektiv.
Selbstverwaltung in Hochschulen, Kommunen, sozialen Einrichtungen usf. ist
Neuland; demokratische Entscheidungsfindung erfordert Regeln, ein Umdenken
und Umlernen des Personals, die Entwicklung eines Rechtsbewußtseins.
Partizipation und Mitbestimmung - wichtige Ziele des Projekts - müssten im
Studium geübt werden. Die Voraussetzungen sind schlecht, die historische
Entwicklung in Russland kennt Demokratie auch auf untersten Ebenen praktisch
nicht. Die Verwaltungen haben wenig Interesse, ihre Allmacht durch
Mitspracherechte von Bürgern oder Vereinen einschränken zu lassen. Die
Gerichtsbarkeit ist weit von demokratischen Standards entfernt;
Verwaltungsgerichte oder andere spezielle Gerichte sind weitgehend unbekannt.
Die Grundrechte spielen eine geringe Rolle, auch im Bewusstsein der
Bevölkerung. Grundsätzlich scheint Russland für eine weitgehende
Demokratisierung nicht reif; vielleicht entwickelt Russland einen anderen Staats
mit einer Art gelenkten, mehr oder weniger autoritären Staats- und
Regierungsform mit demokratischen Scheinelementen.
Interdisziplinarität:
Im Studium Sozialarbeit wirken viele Disziplinen zusammen;
neue Veranstaltungsformen, die Zusammenarbeit mit VertreterInnen der Praxis,
Teamwork, der Einsatz neuer Medien usf. mit Folgen für die Curricula kann in der
Kooperation mit ausländischen Hochschulen ausprobiert werden. Einige
gelungene Formen wurden im Verlauf der Projektarbeit etabliert wie die
"Sozialklinik", die Zusammenarbeit im Schwerpunkt Vollzug mit dem Verein
"Vertikale", verschiedene Hospitationen russischer Studierender und Lehrender in
Deutschland (Alten-, Behinderten-, Drogenarbeit, Hospiz, Kinderschutz, Vollzug
u.a.). Bemerkenswert ist, wie schnell russ. Kolleginnen neue Methoden lernen und
auf ihre Verhältnisse anwenden. - Ob und wieweit sich diese Vorformen
demokratischer Willensbildung erhalten oder gar ausdehnen, wird die Zukunft
erweisen. Wie es aussieht, haben die Machthaber im Kreml wenig Interesse an
der Entwicklung von NGO's, betrachten sie eher als störend.