5.1 Praxisverbindung
In kaum einer anderen Studienrichtung sind Studium und Arbeitsbereich so eng an die sozio- ökonomische Realität gekoppelt. Die problematische soziale Situation der russischen Transformationsgesellschaft muss in Lehre und Forschung verstärkt berücksichtigt werden, die Praxiskontakte im In- und Ausland erzwingen es geradezu; allerdings wird die Bildung und Entfaltung freier Träger durch den Staat (Angst vor Machtverlust und fehlender Kontrolle) kaum gefördert, was die Vielfalt von Einrichtungen und Methoden beeinträchtigt. Es gilt also, weiterhin mit kommunalen und staatlichen Einrichtungen zusammen zu arbeiten, was für freie Träger aus D. nicht immer einfach ist, dabei aber die Stärkung der sich langsam entwickelnden freien Träger nicht zu vernachlässigen.
Es wäre sinnlos gewesen, Sozialarbeiterinnen modern auszubilden, ohne das berufliche Umfeld zu modernisieren. Für die Akzeptanz von Studium und Absolventinnen (Sozialarbeit ist in Russland ein neuer Beruf) in Fachwelt und Öffentlichkeit ist die Zusammenarbeit von Theorie und Praxis entscheidend, wobei die Nachhaltigkeit durchgeführter Reformen von der behutsamen Vorgehensweise abhängt. Die Kooperation zwischen FH Kiel und Deutschem Paritätischen Wohlfahrtsverband S.-H. (DPWV) bzw. Pomoren Universität und Einrichtungen von Stadt und Gebiet auf russischer Seite hat die gesamte Entwicklung von Studium und Praxis so positiv beeinflusst, dass die Fakultät heute eine der modernsten Ausbildungen im Bereich Sozialarbeit in Russland bietet.
Die Vorträge von Hochschullehrerinnen und Vertreterinnen von Praxiseinrichtungen (Leitungsebene) aus D. sowie Besuche dort zeigen russ. Hochschullehrerinnen den neuesten Stand Sozialer Arbeit und motivieren sie, Lücken in Kenntnisstand und Methodik aufzuarbeiten.